Projekt Wandsbek-Trittau-Mölln


Im Jahre 1889 bildete sich auf Anregung des Gemeindevorstehers von Trittau ein Ausschuss, bestehend aus sämtlichen Ortsvorstehern der Gemeinden zwischen Wandsbek und Trittau, sowie darüber hinaus bis Koberg, welche eine Verbindung von Trittau mit Wandsbek auf kürzestem Wege durch Herstellung einer schmalspurigen Eisenbahn anstrebte. Die Bemühungen des Ausschusses blieben zunächst vergeblich, bis im Frühjahr 1890 endlich der Antrag auf Erteilung der Erlaubnis zur Vornahme allgemeiner Vorarbeiten für den Bau einer Schmalspurbahn bei dem Herrn Minister der öffentlichen Arbeiten eingebracht werden konnte. Die Erlaubnis dazu wurde aber durch Erlass vom 30ten Juli 1890 verweigert. In der Begründung hieß es, falls die Bahn überhaupt als ein Bedürfnis für den öffentlichen Verkehr anzuerkennen wäre, müsse sie in normaler Spur und für Rechnung des Staates auszuführen sein. Die Angelegenheit ruhte hierauf zunächst, bis Anfang 1891 auf Anregung des königlichen Landrats des Kreises Stormarn, Detlev von Bülow und der Stadtverwaltung von Wandsbek, Oberbürgermeister Rauch, von neuem Schritte unternommen wurden, um den von dem Herrn Minister der öffentlichen Arbeiten geforderten Nachweis des Bedürfnisses des öffentlichen Verkehrs zu führen.
Nachdem inzwischen das Kleinbahngesetz vom 28. Juli 1892 erschienen war, nach welchem die Eingriffsmöglichkeit des Staates stark beschnitten wurde und die Beteiligung des Privatkapitals zur Ausführung von Eisenbahnbauten zu gewährleistet ist, wurde die Förderung des Projektes wieder von den beteiligten Kreisen und Gemeinden in die Hand genommen. Dies gab Veranlassung zur Bildung eines Comites von Vertretern der Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg, der Städte Wandsbek und Mölln, sowie mehrerer ländlicher Ortschaften. Das aus den Herren Landrat von Dolega–Kosceransky (Ratzeburg), Landrat von Bülow (Wandsbek), Oberbürgermeister Rauch (Wandsbek), Stadtrat Behr (Mölln), Gemeindevorsteher Benn (Trittau), Amtsvorsteher Reimers (Papendorf) und Hofbesitzer Aschoff (Barsbüttel) bestehende Comite betraute seinen Vorsitzenden, Oberbürgermeister Rauch, mit der Geschäftsführung und ließ die allgemeinen Vorarbeiten sowohl für eine Nebenbahn, als auch für eine vollspurige und schmalspurige Kleinbahn ausführen. Der eingehend begründete Antrag vom 10. April 1893 wurde vom Herr Minister der öffentlichen Arbeiten durch Erlass vom 2. Juni 1893 erteilt.
In der “Denkschrift zu dem Entwurf einer Eisenbahn zwischen Wandsbeck – Trittau – Mölln“ und dem dazugehörigen “Erläuterungsbericht zu dem Entwurf einer Eisenbahn
zwischen Wandsbeck – Trittau – Mölln“ vom November 1893 werden die Bedürfnisses des öffentlichen Verkehrs einer solchen Eisenbahnverbindung erörtert. Die Denkschrift und der Erläuterungsbericht entstammt der Feder des Königlichen Regierungsbaumeister Franck, Lenz & Co Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Bei der Linienführung wurde von vorneherein eine Berührung von Trittau wegen der Bedeutung des Ortes festgelegt. Somit waren die drei Hauptpunkte benannt: Wandsbek im Westen an der Eisenbahnstrecke Hamburg – Lübeck gelegen; Trittau an der Oldesloe – Schwarzenbeker Eisenbahn gelegen; Mölln im Osten an der Lübeck – Büchener Eisenbahn gelegen.  Es wurden vier Linien in Betracht gezogen.

Linie A:  Wandsbeck, Jenfeld, Barsbüttel, Stellau, Langelohe, Papendorf, Großensee, Trittau, Hamfelde i.H., Köthel i.H., Köthel i.L., Borstorf, Neuland, Breitenfelde, Alt-Mölln, Mölln. Gesamtlänge dieser Linie: 43,5km.
Linie B: wie A von Wandsbeck bis Trittau, Linau, Koberg, Borstorf, zwischen Balau und Breitenfelde führend und vor Alt-Mölln in die Linie A mündend um dann nach Mölln zu führen. Gesamtlänge dieser Linie: 44,2km.
Linie C: wie A von Wandsbeck bis Langelohe, Papendorf, Siekerberg, Bornbek, Bollmoor, Trittau und von hier aus die Richtung der Linie B. Gesamtlänge dieser Linie: 46,4km
Linie D: wie A von Wandsbeck bis Barsbüttel, Willinghusen, Stemwarde, Kronshorst, Witzhave, Grande, Trittauerheide, Trittau, Trittau-Vorburg, Hamfelde um dann in die Linie A einzulaufen. Gesamtlänge dieser Linie: 46,2km.

Am 16. April 1894 teilt der Minister der öffentlichen Arbeiten in Berlin zu dieser Denkschrift mit, dass eine Eisenbahnverbindung von Wandsbek über Trittau nach Mölln nicht auf Rechnung des Staates auszuführen sei. Dagegen wurden keine Bedenken gegen den Bau und Betrieb einer solchen Schienenanbindung in normaler Spur durch Privatunternehmungen gesehen. Vor allem sollte die Finanzierung gesichert sein. Es verstrich wieder über ein Jahr bis das Comitee in der Sitzung vom 9. November 1895 zu dem Ergebnis kam, dass es eine notwendige Voraussetzung für den Bau der Bahn sei, dass die beteiligten Gemeinden den erforderlichen Grund und Boden unentgeltlich zur Verfügung zu stellen haben. Zunächst wurde dem Bahnbau von den betroffenen Ortschaften reges Interesse entgegengebracht, es gab aber auch entgegengesetzte Meinungen. Der Stormarner Landbote kam zu der Feststellung, dass das Projekt zur Herstellung einer Eisenbahn von Wandsbek über Trittau nach Mölln seit längerer Zeit ganz in den Hintergrund getreten sei. Es wurde mehr debattiert und projektiert als gehandelt. Daher wendete sich der königliche Regierungspräsident zu Schleswig am 13. April 1896 an den Herrn Minister der öffentlichen Arbeiten und in Kopie an die königliche Eisenbahndirektion Altona mit dem Antritt, die Bahn als Kleinbahn mit schmaler Spur ausführen zu dürfen. Zur Befriedigung des örtlichen Bedürfnisses würde dies vollkommen ausreichen, da die Bahn nur dem örtlichen Verkehr vermittelt werden soll und somit nicht dem Gesetz über Eisenbahnunternehmungen vom 3. November 1838 zu unterstellen sei. Auf dieses Schreiben folgt die Antwort des Ministers der öffentlichen Arbeiten am 25. Juli 1896, wonach eine Schienenverbindung von Wandsbek über Trittau nach Mölln als Kleinbahn nicht zugelassen werden kann, vielmehr wegen ihrer Bedeutung für den allgemeinen Verkehr den Vorschriften des Gesetzes über die Eisenbahnunternehmungen vom 3. November 1838 zu unterstellen sei. Dieselbe müsste vollspurig ausgebaut und so eingerichtet werden, daß ganze Militärzüge in zweistündiger Zugfolge nach beiden Richtungen überführt werden können.

Die Denkschrift gab eine Übersicht der Baukosten in Mark für die 4 Linien wie folgt:

                                                                        Schmalspur                                 Vollspur Kleinbahn (28.7.1892)              Vollspur Nebenbahn (3.11.1838)

Gesamt pro Km Gesamt pro Km Gesamt pro Km
Linie 1 1.862.000 49.810 2.153.000 49.500 2.615.000 60.000
Linie 2 1.791.000 40.550 2.065.000 46.700 2.511.000 56.800
Linie 3 2.055.000 44.290 2.365.000 50.970 2.876.000 62.000
Linie 4 1.892.000 38.830 2.180.000 47.190 2.641.000 57.100

Der Neuen Hamburger Zeitung vom 8. April 1898 ist zu entnehmen, dass das Projekt Wandsbek - Trittau - Mölln als gescheitert anzusehen ist. Die lauenburgischen Gemeinden in der Nähe zu Mölln hatten in der Vergangenheit nicht das nötige Entgegenkommen aufgebracht. Vielleicht war die bereits vorhandene Linie der Lübeck - Büchener - Eisenbahn ausschlaggebend oder der Bau des Elbe-Trave-Kanals? Auf jedenfall verfolgte man nun in Stormarn den Bau von Wandsbek nach Trittau als neues Projekt. Schnell wurden noch im Jahr 1898 die Vorarbeiten begonnen, als Streckenführung wurden die obigen Linien A und D in Augenschein genommen. Allerdings stellte sich nun Wandsbek quer, wollte man doch den Kreis verlassen und zukünftig als Kreisfreie Stadt fungieren. Am 18. März 1901 verkündet der Minister des Innern in Berlin, dass Wandsbek aus dem Kreis Stormarn ausscheidet und einen Stadtkreis bildet. Die Nähe zum Hamburger Hafen hatt in der Wandsbeker Verwaltung große Pläne entstehen lassen. So sollte die Wandse bis zur Alster hin schiffbar gemacht werden.

Somit ging der projektierten Eisenbahlinie Wandsbek - Trittau ein finanzkräftiger Teil verloren und die Planung lag erstmal auf Eis.

In diesen turbulenten Zeiten gab es weitere erwähnenswerte Eisenbahnprojekte im Kreis Stormarn. So etwa die Verbindung Schiffbek - Friedrichsruh, die über Steinbek, Oststeinbek, Glinde, Schönningstedt und Ohe führen sollte. In Schiffbek sollte Anschluss zu der in Planung befindlichen Billwerder Industriebahn hergestellt werden.
Auch wurde an dem Plan einer elektrischen Bahn Schiffbek - Boberg - Sande - Bergedorf gearbeitet.
Für den Sandabbau der Dünen in Boberg wurde eine Erdtransportbahn genehmigt. Der Sand der Boberger Dünen wurde zur Erhöhung von Hammerbrook und der Berlin - Hamburger - Bahn, zum Bau des Hamburger Hauptbahnhofes und der Güterumbehungsbahn verwendet.
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