Geschichte


Im Jahre 1867 wurde Schleswig-Holstein an Preußen angegliedert und es entstanden 19 Kreise und die kreisfreie Stadt Altona. Stormarn war einer dieser Kreise, die Kreisverwaltung fand ihren Sitz im Schloß Reinbek. 1873  wurde als Sitz der Kreisverwaltung Wandsbek gewählt. Der Kreis Stormarn befindet sich im südlichen Teil von Schleswig-Holstein. Im Westen an der Grenze zur Hansestadt Hamburg gelegen erstreckt er sich östlich, durch das Herzogtum Lauenburg begrenzt, bis an die Hansestadt Lübeck. Südlich bildet die Bille den natürlichen Grenzfluß. Im Norden liegt der Kreis Segeberg.  Dazu gab es im Kreis Stormarn einige Enklaven, die zu Hamburg wie auch zu Lübeck gehörten. Ferner dürfen noch die Lübschen Güter  benannt werden. Die Karte unten zeigt die Gebietsverteilung um 1848.
Das hier in Betracht kommende Verkehrsgebiet hat um 1890 eine Ausdehnung von 300 Quadratkilometern mit 45.000 Einwohnern. Es hat ein rein landwirtschaftliches Gepräge, welches nicht allein durch eine intensive Milchproduktion, sondern in erhöhtem Maße durch Korn- und Kartoffelanbau sowie durch größere Waldungen hervortritt. Zum Absatz dieser Produkte mußten sie mühselig per Pferdekarren zu den Märkten bzw. zu den Dampfmeiereien in Wandsbek oder Mölln gebracht werden.
Industrielle Anlagen sind wie folgt vorhanden: in Großensee die Wasserpumpanlage der Stadt Wandsbek; in Trittau eine Mühle, Brauerei und Ziegelei. In Rausdorf befindet sich eine Papier- bzw. Pappfabrik und eine Ziegelei. In Witzhave die Dampfmeierei Heinrichshof, in Koberg, Walksfelde und Breitenfelde weitere Dampfmeiereien und in Breitenfelde sowie Alt-Mölln je eine Windmühle. Die fiskalischen Forsten, sowie die Forsten des Kreises Herzogtum Lauenburg verkaufen das Holz aus der Hahnenkoppel, den Grander Tannen, dem Karnap und der Hahnheide den in Trittau, Koberg und Borstorf vorhandenen Holzhändlern.
Das Gelände von Großensee bis Mölln ist ein landschaftlich schönes zu nennen. Die Abwechslung des wellenförmigen Bodens an herrlichen Waldungen, Hügeln und Tälern. Seen und Feldern wirken auf den Großstädter, der alljährlich einige Wochen in gesunder Luft Erholung sucht, anziehend und es verbringen viele Familien ihren Sommeraufenthalt in den einzelnen Ortschaften dieses Gebietes
Das seinerzeit unter dänischer Verwaltung stehende Herzogtum Holstein und damit der spätere Kreis Stormarn waren schon sehr früh für den modernen Schienenverkehr ausersehen. Obwohl sich der dänische Staat der Diskussion zum Thema Eisenbahn zunächst entzog, das Flächenland mit vielen Inseln und geringer Besiedlungsdichte bot keine Grundlage für eine wirtschaftliche Eisenbahnlinie, setzten sich bereits Anfang der 30er Jahre des 19. Jahrhunderts Lübecker und Hamburger Kaufleute für eine Eisenbahnverbindung zwischen den beiden Hansestädten ein. Auch der Professor für Staatspraxis, Friedrich List, verbreitete nach der Rückkehr aus seinem siebenjährigen Exil in Amerika von Hamburg aus die Vorteile eines gesamtdeutschen Eisenbahnnetzes. Die bereits 1831 vorgeschlagene Strecke des Lübecker Kaufmanns und Reeders Emil Müller blieb dabei die einzige von List berücksichtigte Linie nördlich der Elbe.
Als Vorsitzender der Gründungsgesellschaft beauftragte Emil Müller den berühmten englischen Ingenieur Francis Giles mit der Projektplanung.  William Lindley, der Assistent von Francis Giles, führte daraufhin im Jahre 1833 für dessen Büro die Vermessungen an Ort und Stelle durch und schlug mehrere Trassenführungen vor.
Doch die von dem dänischen König Friedrich VI. eingerichtete “Eisenbahn-Commission“ erteilte für diese Strecke keine Konzession. Sie kam zu dem Ergebnis: Eine Eisenbahnstrecke zwischen Hamburg und Lübeck stünde der dänischen Staatsräson entgegen. Ein Großteil des Warenverkehrs würde dadurch am dänischen Staat vorbeigeführt. Dieser bevorzugte vielmehr die Verbindung der Hafenstädte Altona und Kiel und begann als Reaktion auf das Projekt der Hamburg-Lübecker-Eisenbahn wenig später eine eigene Eisenbahnverbindung zwischen Altona und Kiel zu planen, die sodann am 18. September 1844 eröffnet wurde. Im Jahre 1837 gestand Emil Müller seine jahrelangen Bemühungen als gescheitert ein.
Im Jahr 1838 wurde der Plan zu einer Eisenbahnverbindung von Hamburg über Bergedorf und weiter bis zur Elbe entwickelt. Es wurde unter treibender Kraft von K. Sieveking und dem Ausführenden Dr. A. Abendroth das “Provisorische Comitee für den Bau einer Hamburg – Bergedorfer Eisenbahnlinie“ gegründet. In einem Brief an den englischen Ingenieur Lindley schließt Abendroth mit den Worten: …Schmieden Sie das Eisen. Ich will das Feuer anblasen... Am 25. Mai 1840 erteilte die Hamburger Bürgerschaft die Konzession, der Lübecker Senat hatte bereits am 11. Mai desselben Jahres zugestimmt. Die Eröffnung  war für den 7. Mai 1842 geplant, verzögerten sich allerdings durch den Großen Hamburger Brand von 5. bis 8. Mai 1842. Nach Zeitungsberichten sollen aber auf der fertigen Strecke Feuerwehrspritzen von Bergedorf nach Hamburg transportiert worden sein. Am 17. Mai 1842 wurde dann in aller Stille der öffentliche Betrieb aufgenommen. Dem Grundgedanken zur Verlängerung der Linie kamen bereits 1843 Verhandlungen zu Gute. Die Berlin – Hamburger Eisenbahn Gesellschaft pachtete und übernahm von der Hamburg – Bergedorfer Eisenbahn Gesellschaft die Trasse, rollendes Material und das Personal. Die Verlängerung der Berlin – Hamburger Eisenbahn über Büchen nach Boizenburg ging 1846 in Betrieb. Erstmalig wurde Stormarner Gebiet berührt.
Die Altona – Kieler Eisenbahn Gesellschaft erhielt 1847 Konkurrenz von einem Eisenbahnkomitee, das sich mit einer Schienenverbindung Lübeck – Ratzeburg – Mölln – Lauenburg befasste. Eine Konzession wurde verweigert. Auch das Alternativprojekt Altona – Lübeck der Altona – Kieler Eisenbahn Gesellschaft kam nicht zur Anwendung. Auf Gebiet des Herzogtums Lauenburg wurde am 15. Oktober 1851 die Lübeck – Büchener Eisenbahn eröffnet. Damit gelang dieser Gesellschaft die Umgehung der bis 1865 dauernde Blockade der dänischen Regierung zu einer direkten Verbindung Hamburg – Lübeck. Dieses Projekt wurde auch als ‘kleine Lösung‘ der Planungen zum Bau einer Eisenbahnverbindung Hamburg – Lübeck des Lübeckers Emil Müller benannt.
Am 1. August 1865 konnte die Lübeck-Büchener-Eisenbahngesellschaft die Strecke Hamburg – Lübeck eingleisig fertigstellen und den Reiseverkehr aufnehmen. Der Güterverkehr folgte am 7. August desselben Jahres. Folgende Bahnhöfe gehörten damals zum Stormarner Gebiet: Wandsbek, Rahlstedt, Ahrensburg, Bargteheide, Oldesloe und Reinfeld. Für die Bewohner dieser Orte bedeutete der Bahnanschluss einen großen Fortschritt. 1876 wurde die Strecke dann zweigleisig ausgebaut.  In Stormarn wurde die Reichsbahnstrecke Oldesloe – Schwarzenbek am 1. August 1887 dem Verkehr übergeben. Ein weiteres ländliches Teilgebiet war dem Schienenverkehr erschlossen, die Ortschaften Rolfshagen, Barkhorst, Mollhagen, Sprenge, Dwerkathen, Grönwohld, Trittau und Trittau- Vorburg bekamen einen Bahnanschluss. Es folgte die Kaiserbahn Zarrentin – Ratzeburg – Oldesloe im Jahr 1897. Dieser Stimmung folgte auch die Stormarnsche Landbevölkerung, Stimmen nach einem Bahnanschluss wurden laut.
Share by: